eine Form der Hilfe

Ich mach die Arbeit jetzt seit 25 Jahren, aber so aufgewühlt wie gestern war ich lange nicht mehr. Wir hatten den Laden schon zu gemacht, ich hab dann nur noch mal aufgeschlossen um Marc vorne rauszulassen, als ich einen jungen Mann vor dem Haus bemerkte. Weil Pluto mit seinem großen Hund hinter mir standen, habe ich die Türe doch noch mal ganz aufgemacht und gefragt, ob ich ihm helfen kann. Er meinte, er wollte nur schauen, ob noch Semmeln da wären. "Komm rein, ich schau, ich hab sicher hinten noch was." Ich habe ihn dann gefragt, was er noch zu Hause hat bzw. am meisten braucht. Er erzählte mir, dass er seit dem Vorabend nur noch Mehl zuhause hätte und sich deshalb einen Mehlteig gemacht hatte um wenigstens noch "Nudeln" zu essen. Und das mitten in den Prüfungen ! Er studiert und hat bisher bei einem Paketdienst gearbeitet - ab nachts um 3 Pakete aufladen und dann in die Uni. Wegen der Prüfungen hat er den Job aufgegeben, hat auch schon einen neuen, das Geld kommt aber erst Anfang März. Als er sah, was wir noch an Lebensmitteln haben, bekam er große Augen. "Mandarinen, Bananen - Obst hatte ich schon lange nicht mehr !" Es waren ein paar Reste von der Abholung vom Montag ! Wir konnten ihm auch noch Früchtebrot, Pudding, Feldsalat und Weißbrot einpacken. Von meinen Orangen und ein Glas Honig aus Rumänien füllte die Taschen noch mehr. Ich bot noch an, ihn heimzufahren, aber er wollte unbedingt noch in die Uni. 

Das schockierendste : er war gestern schon 3 x ! hier um zu schauen, ob nicht ein bisschen was zu essen im Fairteiler liegt und war scheinbar immer zur falschen Zeit da !

Ich hoffe, er kommt wieder wenn die Sachen, die wir mitgeben konnten, zu Ende sind ! 

Danach gingen mir so viele Dinge durch den Kopf, sodass ich lange nicht schlafen konnte : 

Es war schön, helfen zu können ! 

Privat hätte ich ihm vielleicht einen Euro geben können, vielleicht auch 5 Euro oder sogar 10, aber ich hätte seine Notlage gar nicht mitbekommen.

Über den Verein können wir viel viel mehr helfen.

Aber wie viele in solchen Notsituationen sind noch da draussen vor unserer Türe ?

Wie viele Studenten, Rentner, Alleinerzeihende, Menschen mit gescheiterten Beziehungen und und und ... ?

Warum studieren so viele ? Viele hätten gern studiert, aber mussten gleich arbeiten gehen, weil einfach kein Geld für ein Studium da war. 

Gut, die Entscheidung muss jeder selber treffen und viele stellen es sich leichter vor, ganz viele Studenten arbeiten ja auch für ihr Studium. Auch unsere Denitsa muss mit dem auskommen, was sie bei uns neben dem Studium verdient. 

Wie können wir das, was wir reinholen, noch gerechter verteilen ?

Wie wissen wir, wer es wirklich dringend braucht oder wer sich nur die Taschen vollstopft ?

Und dann auch der Gedanke : warum sind wir mit unserem Dorfprojekt noch nicht weiter - das würde uns noch viel mehr Möglichkeiten für Hilfeleistungen geben.

Aber alles in allem müssen wir froh sein, dass es ist wie es ist : wir können ja schon vielen helfen !!

Nur hat mir vor langer Zeit schon mal jemand gesagt : "Gewöhn dich an den Gedanken, dass du nicht der ganzen Welt helfen kannst !" Ich versuchs ja, aber ich bin trotzdem überzeugt davon, dass noch mehr möglich ist - wenn alle zusammenhelfen !!!